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Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ 2/2012)

Musik ist Familiensache

Schon immer war Addys Mercedes ein Familienmensch. Nicht zuletzt deshalb fiel ihr vor
knapp 20 Jahren der Schritt, ihrer kubanischen Heimat den Rücken zu kehren, nicht leicht. Doch inzwischen hat sie in Essen ihre eigene Familie – und lebt mit dieser ihre Leidenschaft für Musik aus: Erstmals geht sie zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Lebensgefährten auf Tournee.

Geboren wurde Mercedes im kubanischen Moa. Schon früh übte sie sich als Sängerin, stand bereits als Kind auf der Bühne. „Das ist in Kuba nicht schwer, in jedem Dorf gibt es da Bands, mit denen man auftreten kann.“ So war sie auch als Sängerin unterwegs, als sie sich 1993 Hals über Kopf in einen deutschen Touristen verliebte und ihm schließlich nach Gelsenkirchen folgte.

„Das war keine leichte Zeit, fernab der Heimat“, erinnert sich die Sängerin. „In Deutschland habe ich zum ersten Mal gelernt, was es heißt, einsam zu sein.“ Doch zurück wollte sie auch nicht, schließlich boten sich hier ungeahnte Möglichkeiten. Und so zog Addys Mercedes 1999 nach Düsseldorf, um sich verstärkt ihrer Karriere als Musikerin zu widmen. Dort traf sie auch Kai von Dewitz – aus dieser Begegnung entwickelte sich eine Beziehung, die sich in jeder Hinsicht als fruchtbar erwiesen hat. Denn nicht nur kurbelte der Musiker, Produzent und Manager die Karriere der schönen Kubanerin an, auch privat funkte es, so dass die gemeinsame Tochter Lia vor elf Jahren auf die Welt kam.

Logisch, dass bei so musikalischen Eltern ihr das Talent im Blut liegt. Doch obwohl sie kubanische Klänge quasi mit der Muttermilch aufsog, haben sich Lias Präferenzen in einer anderen Richtung entwickelt: Sie liebt Klassik. So war es auch der Wunsch des aufgeweckten Mädchens, Geige zu lernen, der die Familie bewog, nach Essen zu ziehen: „Auch wenn sich im Pop- und Weltmusikbereich hier kaum etwas tut, ist diese Stadt doch eine gute Adresse für Klassik“, sagt Kai von Dewitz. Und Lia erzählt stolz, dass sie vor ein paar Tagen die Aufnahmeprüfung an der Folkwang-Universität bestanden hat. „Da war ich ganz schön zittrig“, räumt die Elfjährige ein.

Auf der Bühne kennt sie allerdings keine Nervosität. „Wovor sollte ich da auch Angst haben?“, fragt sie keck. Jetzt mit Mama und Papa gemeinsam auf Tournee zu gehen, zusammen auf die Bühne zu stehen, sei dennoch was ganz Besonderes – auch, weil sie sich musikalisch umstellen muss, Weltmusik statt Klassik. „Bei Klassik kann ich auch mal ins Träumen geraten, bei kubanischer Musik muss ich immer genau aufpassen, weil der Rhythmus so zackig ist.“

Volle Häuser werden der musikalischen Familie wohl garantiert sein, erfreut sich doch Addys Mercedes‘ aktuelle CD, die simpel „Addys“ heißt, größter Beliebtheit: Platz 1 in den WDR 2-Hörercharts, Platz 2 in den Ruhrcharts der Lokalradios. Dennoch hat die Familie sich für eine kleine, intime Tour in Cafés wie die Finca Bar Celona entschieden, nah am Publikum und unplugged.

„In der ,Finca‘ läuft meine Musik schon seit Jahren, die Leute lieben sie hier“, sagt Addys Mercedes. Außerdem erinnere sie das mediterrane Flair an ihre alte Heimat. Auch wenn die Besuche nach Kuba immer seltener würden: „Ein Teil meines Herzens hängt noch daran.“ Trotz dieser tiefen Sehnsucht ist es doch eine große Fröhlichkeit, die sie ausmacht und die sich auch in ihrer Musik widerspiegelt. „Das ist das Tolle an der kubanischen Mentalität“, sagt sie, „auch in schlechten Zeiten verlieren wir nicht unsere positive Lebenseinstellung.“ … zurück