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Addys Mercedes – Pressebereich – Bio

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Addys Mercedes
Extraña
CD Album & Vinyl 2.9.16

Label: Media Luna
LC 11401

all songs written by:
Addys Mercedes
Cae Davis
Pomez di Lorenzo

Extraña

Die kubanische Sängerin und Songwriterin veröffentlicht am 2.9.16 ihr fünftes Album.

Hört man den Satz „Viva la Revolución!“ denkt man an Che Guevara und Kuba. An Sozialismus, Wirtschaftsembargo und politisches Tauziehen. Aber auch an handgedrehte Zigarren, einheimischen Rum und Bars in denen Salsa, Rumba und Mambo getanzt wird. Und an ein ausgelassenes, fröhliches Lebensgefühl, das nichts von den großen und kleinen Sorgen der Kubaner ahnen lässt.

In diese schwierige Welt wird Addys Mercedes 1973 geboren. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf unweit von Guantánamo mit ihren Geschwistern, ihrer Mutter und ihrer Großmutter in einem mit Palmwedeln gedeckten Haus ohne Strom. Im Garten wurde Gemüse und Obst angebaut und im Stall standen ein paar Tiere. Hier reifte ihr Wunsch Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin zu werden. Hätte sie die Ansprachen von Fidel Castro im staatlichen Fernsehen gesehen, hätte sie diesen Wunsch vielleicht fallen lassen, denn für ein Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen war er völlig utopisch. Doch es gab keinen Fernseher. Wenn man heute auf ihren Werdegang zurückblickt, gilt auch für sie der Satz „Viva la Revolución!“, denn was sie bis heute erreicht hat, kommt wirklich einer Revolution gleich.

Denn sie schreibt ihre eigenen Texte und komponiert die Musik. Für eine Musikerin in Kuba vollkommen unmöglich, da in einer kubanischen Band das Repertoire vom Bandleader zusammengestellt wird. Songs, die bei allen möglichen Auftrittsszenarien das Publikum begeistern sollen. In Kuba ist das Spektakuläre sehr wichtig. Eine Ballade braucht viel Pathos und die Tanzmusik soll unendlich mitreißend sein. Jeder Musiker einer Band und die Band insgesamt muss regelmäßig von einer staatlichen Kommission bewertet werden. Nach dieser Einstufung richtet sich der monatliche Verdienst jedes Mitglieds und die Art der Auftrittsangebote. Auch Addys wurde geprüft und „für würdig befunden“ in einer professionellen Band zu singen.

Nachdem sie 1992 ihre Ausbildung beendet hat, spielt sie mit der Band „Spectrum“ in einem Touristenzentrum, wo sie ihren späteren Mann kennen lernt. Einen 20 Jahre älteren Deutschen, der mit seinen blonden Haaren völlig exotisch auf sie wirkt. Nach der Hochzeit fliegt Addys Ende 1993 nach Deutschland, wo sie sich in Gelsenkirchen niederlässt. Neben dem intensiven Deutschkurs ist es vor allem ihre Arbeit in dem Kiosk ihres Mannes auf Schalke, bei der sie durch die Kunden die Sprache lernt. Besonders von den alten Damen, die immer Zeit für ein Schwätzchen haben. Auch die Fernsehwerbung wird ein guter Lehrmeister. Addys hat ein unerschöpfliches Repertoire an TV-Werbemelodien der 90er Jahre, die sie jedes Mal mitsang, um ihre Aussprache zu verbessern.

Um ihre Liebe zur Musik ausleben zu können, spielt sie mit ihrem Mann und seinem Bruder in einer Band, die vom musikalischen Niveau zwar nicht ganz das war, was Addys aus Kuba kannte, aber sie konnte wieder Musik machen. Je besser sie Deutsch lernte, umso deutlicher traten die kulturellen und persönlichen Unterschiede zwischen den beiden zutage. Als ein befreundeter kubanischer Sänger sie einlud in einer Salsaband zu singen, drohte ihr Mann mit Scheidung. Sie wollte die Ehe nicht aufs Spiel setzen und sagte ab. Doch irgendwann kam der Punkt, wo eine Entscheidung her musste und so mietete sie sich eine eigene Wohnung in Gelsenkirchen und ließ sich scheiden.

1998 lernte sie ihren heutigen Lebensgefährten Cae Davis kennen, in dessen Band sie zunächst sang. Mit guten Musikern wie sie es aus Kuba gewohnt war. Da beide keine Coversongs mehr spielen wollten, begannen sie eigene Stücke zu schreiben. 1999 flogen sie nach Kuba, um mit befreundeten Musikern die ersten Songs für das Debütalbum „Mundo Nuevo“ aufzunehmen. Dabei lernte Cae Addys‘ Familie kennen und verbrachte eine Zeit voller Gegensätze. Denn das Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln war ihm damals als Ausländer verboten und Addys durfte nicht in internationale Hotels und Tourismuszentren. Sie waren ständig auf die Hilfe unerschrockener Kubaner angewiesen, was auch für die Aufnahmen der Songs galt. Zwischenzeitlich wurden ihnen die Pässe abgenommen und am nächsten Tag (nach Intervention der Deutschen Botschaft) mit Entschuldigung zurückgegeben. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt und so flogen sie im Herbst erneut nach Kuba und nahmen die restlichen Stücke des Albums mit einer Liveband auf.

2000 kam in Düsseldorf ihre gemeinsame Tochter Lia als Hausgeburt zur Welt, die heute fester Bestandteil der Familyband ist und mit ihrem Geigenspiel das Publikum begeistert. Als frischgebackene Mutter wurde Addys dann mit den Gegensätzen des Mutterbildes in Kuba und Deutschland konfrontiert. In Kuba ist es üblich, dass allein die Mutter die Verantwortung für die Kinder trägt und auch die Entscheidungen trifft. Väter kommen, gehen und kommen auch oft nicht wieder, so hatte sie es in ihrer eigenen Kindheit erlebt. Bei Cae lernte sie nun, dass es auch anders geht.

2001 erschien „Mundo Nuevo“ (neue Welt) und die Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung. Addys gab im ersten Jahr über 100 Konzerte in 16 Ländern u.a. mit Legenden wie Ringo Starr, Eric Clapton und Bob Geldof. Es waren zum ersten Mal ihre eigenen Songs die sie spielte und dabei zeigte sich, dass der achtjährige Deutschlandaufenthalt auch die Perspektive auf ihre Vergangenheit verändert hatte.

Auf „Nomad“ (2003) experimentierten sie mit einem Mix aus elektronischer Musik und kubanischen Wurzeln, um einen eigenen Weg für ihren Klang zu finden. Die umfangreichen Touren und alles drumherum kostete die kleine Familie viel Kraft, so dass sie sich für eine Auszeit auf Teneriffa entschieden. Addys nahm das erste Mal Gesangsunterricht bei einer Opernsängerin, um ihre stimmlichen Möglichkeiten zu erweitern. Sie begann Bass zu spielen, während Lia ihre Liebe zur Geige entdeckte. Das außerordentliche Talent brachte Lia in das Begabtenförderprogramm des Konservatoriums der Insel. Ende 2008 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und fand im Ruhrgebiet (Essen) ein neues Zuhause. Da Lia zweisprachig aufgewachsen war und über entsprechende schulische Begabung verfügte, konnte sie bereits mit 8 Jahren das Gymnasium besuchen.

2012 erschien das Album „Addys“ mit Stücken, die auf den Kanaren entstanden waren. Es war der Beginn eines neuen musikalischen Verständnisses. Addys hatte ihren Stil, ihre Musik gefunden. Mit „Sabado Roto“ lief erstmals auch eine Single regelmäßig im deutschen Radio. 2014 folgte „Locomotora a Cuba“, dessen Songs gemeinsam mit dem Gitarristen Pomez di Lorenzo entstanden, der heute fester Bestandteil der Band ist. Mit „Nada“ gelingt ihr ein weiterer Singlehit, der in neuer Form auch auf dem kommenden Album zu finden ist. „Meine Mutter wollte, dass ich neben der Musik eine Ausbildung in der örtlichen Fabrik mache, wo die Arbeiter unter gesundheitsgefährden Arbeitsbedingungen Nickel für den Export gewinnen. Dann bekam ich ein Engagement als Sängerin im Tourismuszentrum Guardalavaca. Während es für Touristen an tropischen Stränden jeden erdenklichen Luxus gab, sorgten sich die Arbeiter um die nächste Mahlzeit und es blieb ihnen nichts, nada“.

Einen Monat tourten sie durch Kuba und gaben spontane Konzerte. Freunde, ehemalige Musikerkollegen und Familie hörten Addys das erste Mal seit über zwanzig Jahren wieder singen. Diesmal keine bekannten Klassiker, sondern ihre eigenen Songs. Es flossen Tränen der Rührung und erstmals kamen auch neugierige kubanische Journalisten. Sie waren begeistert von den Songs, die auf sie nicht fremd, aber andersartig wirkten. Sie wurde im Radio gespielt und gab Interviews, was den staatlichen Kulturwächtern des Instituto de la Música ganz und gar nicht gefiel. Sie beriefen sich auf eine notwendige Genehmigung und zeigten damit die typische Reaktion einer zentralistischen Organisation, die auch den kleinsten Winkel der Kultur des Landes kontrollieren will. Addys wird in Kuba bis heute überwiegend totgeschwiegen, jedoch kommt das europäische Publikum vermehrt zu ihren Konzerten und ist begeistert.

Am 2.9.16 erscheint nun ihr neues Album „Extraña“ (andersartig). 13 Songs, die ihr Temperament, ihr besonderes Charisma und die Liebe zur Musik auf beeindruckende Weise zeigen. Dabei verbindet sie die kubanische Tradition mit einem modernen Kuba, das sich auch für Pop, Swing und Blues öffnet. Darüber hinaus lässt Lia mit ihrem Geigenspiel auch die in Vergessenheit geratene Tradition der kubanischen Charanga aufleben. Mit „Vive La Vida“ singt Addys eine kraftvolle Hymne auf das Leben. In „Extraña“ beschreibt sie, wie andersartig das Leben hier im Gegensatz zu Kuba ist. Die Erinnerung an die Armut ihrer Kindheit findet sich in „Doña Rosa“: „Für mein erstes Konzert bracht mir meine Mutter ein geschenktes Kleid einer verstorbenen Dame, da wir kein Geld für neue Kleidung hatten. Ich stelle mir vor, wie ich das Leben von Doña Rosa weiterlebe.“

Addys lässt Situationen erst auf sich zukommen bevor sie Entscheidungen trifft und ist keine Freundin langer Planung. Sowohl beruflich als auch privat ist ihre Familie der wichtigste Punkt in ihrem Leben. Ihre Geschichten und ihre Art sie zu erzählen faszinieren das Publikum und bringen sie heute in die renommiertesten Konzerthäuser wie die Alte Oper Frankfurt, die Philharmonie Essen oder das Theater am Aegi in Hannover. Sie hat eine Karriere gemacht, die für eine Frau und Musikerin aus Kuba wahrlich revolutionär ist.